Equipment-as-a-Service
Refinanzierung des EaaS-Angebots: 5 Optionen im Überblick
Equipment-as-a-Service refinanzieren
Um ein Equipment-as-a-Service-Angebot langfristig erfolgreich betreiben zu können, muss es rentabel sein. Hierzu ist es wichtig, ein Refinanzierungsmodell zu entwickeln, das die Kosten des Angebots abdeckt und zusätzliche Einnahmen generiert.
Equipment-as-a-Service (EaaS) hat auch Auswirkungen auf die Finanzierungslösungen für Maschinenhersteller im Maschinenbau. In einem EaaS-Modell werden die Produktionskosten einer Maschine nicht mehr von Anfang an durch eine einmalige Zahlung des Kunden gedeckt, sondern erst nach mehreren Abrechnungszyklen des neuen Modells. Dies bedeutet, dass der Maschinenhersteller in die Vorfinanzierung geht und die Kosten für die Maschine erst über mehrere Zahlungen von dem Kunden zurückerhält.
Es gibt verschiedene Refinanzierungsmodelle, die für EaaS im Maschinenbau verwendet werden können, darunter:
Finanzierungsoptionen für den Maschinenhersteller
1. Finanzierung aus eigenen Mitteln
In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, die Vorfinanzierung aus eigenen Mitteln durchzuführen. Insbesondere wenn die Herstellungskosten der Maschine nicht besonders hoch sind, kann man damit zunächst in einer Pilotphase den Übergang zu Equipment-as-a-Service abbilden.
Auf diese Weise können die Hersteller frühzeitig Erfahrungswerte sammeln und mit dem Aufbau einer kleinen Flotte von Maschinen beginnen, die im EaaS-Modell betrieben werden. Durch die Vorfinanzierung aus eigenen Mitteln können die Hersteller den Aufbau ihres EaaS-Geschäftsmodells kontrollieren und Risiken minimieren, die mit der Vorfinanzierung von externen Investoren verbunden sind.
Aber Achtung: Die Vorfinanzierung aus eigenen Mitteln stellt in der Regel eine größere finanzielle Belastung dar und sollte daher gründlich überlegt sein.
2. Projektfinanzierung durch einen Finanzierungspartner
Eine Möglichkeit, das Kapital für die Refinanzierung von Maschinen bereitzustellen, ist die Nutzung einer Projektfinanzierung.
Hierbei nimmt der Maschinenhersteller bei einem Finanzierungspartner einen Kredit auf. Dieser Kredit ist direkt an die erwarteten Erträge des Projekts geknüpft. Die Erträge werden dann dazu verwendet, die Kreditzinsen und die Rückzahlung der Kredite zu finanzieren. In diesem Fall bleibt der Maschinenhersteller der Eigentümer der Maschine und überlässt sie seinem Kunden zur Nutzung gegen eine Gebühr (Subscription Fee).
Wenn der Maschinenhersteller das Nutzungsrisiko mit dem Finanzierungspartner teilen möchte, kann auch über einen nutzungsbasierten Zinssatz nachgedacht werden. Dies bedeutet, dass der Zinssatz für den Kredit vom Nutzungsgrad der Maschine abhängig ist und sich dementsprechend erhöht oder verringert. Dies kann für den Maschinenhersteller eine gute Möglichkeit sein, das finanzielle Risiko zu minimieren, während der Nutzer die Flexibilität hat, die Maschine je nach Bedarf zu nutzen.
3. Externe Absatz-Finanzierung
Eine andere Möglichkeit, das mit einer Vorfinanzierung einhergehende Risiko zu minimieren, besteht darin, das Equipment-as-a-Service-Geschäftsmodell gemeinsam mit einem Finanzierungspartner aufzubauen. Für Banken, Leasinggesellschaften und andere Investoren werden diese neuen Finanzierungskonzepte zunehmend interessanter.
Bei dieser Art der Finanzierung verkauft der Hersteller die Maschine an den Finanzierungspartner. Der Finanzierungspartner bietet sie als Dienstleistung an und rechnet den Maschinennutzer auf Nutzungsbasis ab (Pay-per-Use Finanzierung). Der Hersteller kümmert sich weiterhin um additive Services wie Wartung, die schnelle Verfügbarkeit von Verbrauchsmaterialien und Ersatzteilen oder die Unterstützung durch Servicetechniker im Bedarfsfall. Der Finanzierungspartner zahlt dem Hersteller dafür eine monatliche Umsatzbeteiligung.
Dieses Modell bietet dem Hersteller die Möglichkeit, sein EaaS-Geschäftsmodell aufzubauen, ohne die Vorfinanzierung vollständig selbst zu tragen. Der Finanzierungspartner übernimmt das finanzielle Risiko und der Hersteller konzentriert sich auf die Bereitstellung von Services und Support für seine Kunden.
Es ist wichtig, dass beide Seiten offen über ihre Ziele und Erwartungen sprechen und sicherstellen, dass sie auf einer gemeinsamen Basis arbeiten. Die Partnerschaft zwischen einem Maschinenhersteller und einem Finanzierungspartner sollte in erster Linie auf die Bedürfnisse des Maschinennutzers ausgerichtet sein. Dies bedeutet, dass die Ausgestaltung der Partnerschaft sorgfältig geplant werden muss, um sicherzustellen, dass sie den Bedürfnissen der Kunden entspricht.
4. Finanzierung über eine Captive-Gesellschaft
Eine Captive Finanzierungsgesellschaft ist eine Tochtergesellschaft, die für das Finanzierungsmanagement eines Unternehmens zuständig ist. Captives werden häufig gegründet, um Möglichkeiten bei der Finanzierung und Liquiditätssteuerung zu erweitern. Sie sind in der Regel an das Herstellerunternehmen gebunden und können Finanzierungslösungen anbieten, die auf die Bedürfnisse des Herstellers abgestimmt sind. Sie unterliegen in der Regel der Bankenaufsicht und müssen daher bestimmten Vorschriften und Regelungen folgen.
Einer der Vorteile von Captives ist, dass der Kunde alles aus einer Hand bekommt – sowohl die Maschine als auch die Finanzierung.
Der Hersteller behält den Kontakt zu den Kunden, während die operative Finanzierung von der Captive oder einem verpartnerten Finanzierungsanbieter übernommen wird. Dies führt zu kurzen Abstimmungswegen und erleichtert den Abwicklungsprozess.
Zusätzlich verfügt der Hersteller über ein tiefes Verständnis des Marktes und bringt daher wertvolles technologisches Wissen mit. Dies hilft als Muttergesellschaft des Captive-Unternehmens beispielsweise bei der Bewertung von Risiken und der Einschätzung von Businessplänen.
Beispiel
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Captive ist die Trumpf Bank. Der Maschinenbauer Trumpf ist ein weltweit agierendes unabhängiges Familienunternehmen aus Süddeutschland, das Werkzeugmaschinen für die Blechbearbeitung und Lasertechnik produziert. Im Februar 2014 erhielt die Trumpf Bank eine Lizenz von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und ist mittlerweile seit über acht Jahren erfolgreich im Einsatz.
5. Zweckgesellschaft - Special Purpose Vehicle (SPV)
Eine weitere Möglichkeit, die finanziellen Risiken bei der Vorfinanzierung von EaaS-Angeboten zu minimieren, besteht darin, eine Zweckgesellschaft zu gründen. Zweckgesellschaften sind spezielle Unternehmensstrukturen, die für einen bestimmten Zweck gegründet werden und in vielen Fällen günstigere Kreditzinsen als die Muttergesellschaften erhalten. Ihre Steuer- und Rechnungslegung findet außerhalb der Bilanz der Muttergesellschaft statt, was sie zu einem geeigneten Instrument zum Schutz von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten vor Konkurs und Insolvenz macht.
Um eine Finanzierung durch eine Zweckgesellschaft zu ermöglichen, muss diese zunächst eine externe Finanzierung von einem Investor, einer Bank oder einem anderen Finanzinstitut erhalten. Dann stellt die Muttergesellschaft eine Maschine her und verkauft sie an die neu gegründete Zweckgesellschaft. Die Zweckgesellschaft bezahlt mit dem Geld aus der Fremdfinanzierung dann den Kaufpreis. Auf diese Weise kann die Muttergesellschaft ihre finanziellen Risiken minimieren, indem sie die Vorfinanzierung auf die Zweckgesellschaft überträgt.
Es ist wichtig zu bedenken, dass der Aufbau einer Zweckgesellschaft Zeit, Ressourcen und sorgfältige Planung erfordert, um erfolgreich zu laufen. Außerdem muss das System zu 100% operativ und kosteneffektiv aufgestellt sein, damit es sich lohnt. Der Aufbau dieser Lösung ist sehr komplex und daher nur für Unternehmen mit umfassender Erfahrung und Expertise in diesem Bereich geeignet.
Finanzierungsoptionen für den Maschinennutzer
Bietet der Hersteller kein Equipment-as-a-Service-Modell mit Pay-per-Use Abrechnung an, hat der Maschinennutzer die Möglichkeit einen Kredit in Höhe des Maschinenpreises bei einem Finanzierungspartner aufzunehmen oder die Maschine direkt bei einem Finanzierungspartner zu leasen.
Leasing
Ein Maschinen-Leasing ist eine Art Mietvertrag, bei dem der Maschinennutzer die Maschine für eine bestimmte Zeit mietet und während dieser Zeit Zahlungen an den Hersteller oder an einen Finanzierungspartner leistet. Am Ende der Leasing-Periode hat der Nutzer häufig die Möglichkeit, die Maschine zu kaufen oder zurückzugeben.
Ein Leasing ist oft eine gute Option für Unternehmen, die Maschinen nur vorübergehend benötigen oder sich nicht sicher sind, ob sie die Maschine langfristig behalten möchten.
Kredit
Ein Kredit hingegen ist ein Darlehen, das das Unternehmen von einer Bank oder einem anderen Finanzdienstleister erhält, um die Maschine zu kaufen. Das Unternehmen muss dann regelmäßige Zahlungen an den Kreditgeber leisten, um das Darlehen zurückzuzahlen.
In vielen Ländern hat die Abkehr von der Niedrigzinspolitik dazu geführt, dass Finanzierungsdienstleister wieder vermehrt auf Kredite als Finanzierungsoption setzen. Für Maschinennutzer bedeutet dies, dass sie höhere Zinsen zahlen, wenn sie einen Kredit zur Finanzierung einer neuen Maschine aufnehmen möchten. Zudem kann es schwieriger für sie werden, Kredite zu bekommen, da die Banken strengere Kreditvergabekriterien anwenden.
Ein Kredit ist oft eine gute Option für Unternehmen, die Maschinen langfristig nutzen möchten oder die es vorziehen, Eigentümer zu sein anstatt Mieter.
Refinanzierungsoptionen – Fazit
Insgesamt ist die Konzeption eines Refinanzierungsmodells ein wichtiger Schritt bei der Umstellung auf Equipment-as-a-Service, da es den Maschinenherstellern ermöglicht, ihre Maschinen zur Verfügung zu stellen, ohne mit der vollen Kaufsumme in Vorleistung gehen zu müssen.
Es ist wichtig zu beachten, dass jedes Refinanzierungsmodell seine eigenen Vor- und Nachteile hat und das Modell auszuwählen, das am besten zu den Bedürfnissen des Unternehmens und des Nutzers passt.
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